Die Tunisreise und Gespräch mit Meriam Bousselmi im Kino Traumstern in Lich
Am Sonntag, den 18. November 2018, fand die Filmvorführung „Die Tunisreise“ und das Gespräch mit Meriam Bousselmi im Kino Traumstern in Lich statt. Der Dokumentarfilm des Schweizer Filmemachers Bruno Moll begleitet den tunesischen Künstler Nacer Khemir (Le collier perdu de la colombe oder Bab’Aziz) im heutigen Tunesien auf Spurensuche von Paul Klee.
Khemir führt den Zuschauer durch Tunis, Kairouan und Hammament und beschreibt die arabische Architektur und Kunst, die strenge Symmetrie, die für das Spiegelverhältnis von Jenseits und Diesseits stehen und verbindet es mit dem Sufismus. Der Film endet mit einem Zitat des persischen Sufi Rumi:
Die Wahrheit war einst ein Spiegel in der Hand Gottes. Sie fiel und zerbrach in Stücke.
Jeder nahm ein Stück davon, und sie schaute es an und dachten, sie hätten die Wahrheit.
„Warum brauchen die Menschen Kunst?“ mit dieser gesellschafspolitischen Frage eröffnete Meriam Bousselmi ihren Impuls nach dem Film und stellte dies in den Mittelpunkt des Gesprächs. Bousselmi ist nicht nur Theatermacherin, sondern auch Juristin. Erst studierte sie in Tunis Regie und Dramatik, danach Rechtswissenschaft. Sie hat in Tunesien noch vor der sogenannten Revolution Theater studiert und stets an die zentrale Bedeutung der Kunst für die Gesellschaft geglaubt und dafür gekämpft.
Bousselmi präsentiert Ausschnitte aus ihrer Inszenierung „Ein Blick auf die Welt“, in der die Dunkelheit als theatralische Form erkundet und Visionen und Träume auf die heutige Welt thematisiert werden. Die Performance findet in einem abgedunkelten Raum statt und lädt die ZuschauerInnen dazu ein, sich in die Welt zweier Frauen zu versetzen. Die eine ist Deutsche, die andere Iranerin und sie tauschen ihre Sicht der Welt miteinander und mit dem Publikum aus. Dieser partizipatorische Ansatz ermöglicht es dem Publikum an der Performance mitzuwirken und verwandelt den vermeintlich negativen und hoffnungslosen Raum der Dunkelheit in etwas positives umzuwandeln.
Und schließlich schlägt Bousselmi den Bogen zu Rumi und der Wahrheit: „Was ist die Wahrheit und was ist der Wert von Kunst?“. Diese anregenden Gedanken und Fragen boten den ZuschauerInnen die Möglichkeit eine besondere Seite Tunesiens kennen zu lernen und sich somit mit den momentanen gesellschafspolitischen Herausforderungen auseinander zu setzen.