Rastatterin leistet ehrenamtliche Corona-Hilfe für tunesische Klinik
Die Rastatterin Christa Jarray unterstützt in ehrenamtlichem Engagement eine Klinik im tunesischen Zarzis mit der Lieferung von Corona-Schutzausrüstung.
Wir dokumentieren dazu einen Artikel der Badischen Neuen Nachrichten:
Hilfsaktion für die „zweite Heimat“
Die Rastatterin Christa Jarray unterstützt Klinik im tunesischen Zarzis mit Anti-Corona-Schutzausrüstung
Von unserem Mitarbeiter Chris Heinemann
Rastatt. Die Internet-Bilder von erschöpften und verzweifelten Krankenhausmitarbeitern in der tunesischen Stadt Zarzis ließen Christa Jarray aus Rastatt keine Ruhe. Tunesien ist ihr Lieblingsreiseland. Und dort spitzt sich die Corona-Pandemie derzeit dramatisch zu.
7.900 Neuinfektionen mit dem Coronavirus im Durchschnitt der letzten sieben Tage, bislang über 16.000 Todesfälle und ein Infektionsnachweis bei jedem dritten Test haben nach Christa Jarrays Worten dazu geführt, dass die Kliniken in dem rund zwölf Millionen Einwohner zählenden Land völlig überlastet sind. Hinzu kommen Misswirtschaft, Korruption und eine stetige Abwanderung der unterbezahlten medizinischen Fachkräfte. Dem wollte die pensionierte Realschullehrerin, die unter anderem 25 Jahre in Rotenfels und 22 Jahre in Rastatt Kunst und Sport unterrichtete, nicht tatenlos zusehen.
Tunesien und besonders die fast 80.000 Einwohner zählende Mittelmeerstadt Zarzis sind Christa Jarray ans Herz gewachsen. Seitdem sie 1997 anlässlich eines längeren Urlaubs erstmals ihren Fuß auf tunesischen Boden setzte, fühlt sie sich mit Land und Leuten familiär verbunden. „Mir gefällt die Mischung aus Weltoffenheit, orientalischen Wurzeln und südfranzösischem Flair“, sagt sie. Vor Corona und selbst in ihrer aktiven Zeit als Lehrerin reiste sie vier bis fünf Mal im Jahr nach Nordafrika. In den vergangenen Jahren tat sie sich unter anderem als Mitorganisatorin zahlreicher Auftritte von Tunesiens größter Folkloregruppe in Karlsruhe, Stuttgart und Rastatt hervor. Zarzis, wo auch ihr Partner lebt, sei ihre „zweite Heimatstadt“, sagt sie.
Als sie kürzlich erfuhr, dass der Rastatter Schutzbekleidungshersteller Dach einen dreitägigen Werksverkauf veranstaltete, fasste sie den spontanen Entschluss zu einer privaten Hilfsaktion. Aus Produktionsüberschüssen des Unternehmens kaufte sie auf eigene Kosten 2.000 OP-Masken, 250 FFP2-Masken und 500 Schutzanzüge. Gedacht als schnelle Nothilfe für das Krankenhaus in Zarzis zur Bewältigung der steil angestiegenen Infektionszahlen.
Über ihre Verbindungen mit der in Berlin ansässigen Deutsch-Tunesischen Gesellschaft erreichte sie eine Zusage der Fluglinie Tunisair, das Schutzmaterial kostenlos zu transportieren. „Wir haben verabredet, dass ich die vier Kartons in Frankfurt direkt zum Check-in bringe“, erzählt Christa Jarray. Auch für den sicheren Weitertransport hat sie gesorgt: „Der Bürgermeister von Zarzis ist selbst Arzt und lässt die Pakete offiziell am Flughafen in Djerba abholen.“ Vorbeugend kündigt sie an: „Ich werde mich versichern, dass die Lieferung tatsächlich im Hospital ankommt.“
Dabei ist die ehrenamtliche Hilfsaktion nur eine Episode auf dem Weg zu einem größeren Ziel. Schon seit 2019 arbeitet Christa Jarray auf eine Klima-Städtepartnerschaft mit Zarzis hin. Auslöser war eine Presserunde in der nordafrikanischen Stadt, in der sie 40 Persönlichkeiten von der Notwendigkeit zur Einführung eines Abfallsammelsystems überzeugte. Damit soll der außer Kontrolle geratenen Flut von Plastikmüll in den Straßen Einhalt geboten werden.
Partner für das Projekt im für die hiesige Abfallwirtschaft zuständigen Landratsamt Rastatt und in Person des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Peter Götz waren bereits gefunden, als der unerwartete Tod von Landrat Toni Huber Ende Mai das Vorhaben ins Stocken brachte. „Meine Hoffnung ist, dass die deutsche Politik Tunesien in der Corona-Krise unterstützt und auf mehr wirtschaftliche Zusammenarbeit setzt“, so Christa Jarray. Schon aus eigenem Interesse sollte Deutschland der einzigen Demokratie im arabischen Raum mehr unter die Arme greifen.
Solidarität über Grenzen hinweg: Christa Jarray mit einem von vier Anti-Corona-Hilfspaketen für die tunesische Klinik.
Foto: Chris Heinemann
Auch das Badische Tagblatt berichtet: